Wie wir dem IS auf die Beine geholfen haben

Ein Kommentar von Christian Kreutzer

Brüderlich, brutal, siegreich – für Islamo-Faschisten in aller Welt ist der Islamische Staat in Syrien und im Irak ein Sehnsuchtsort. Seine Aura rührt von dem kometenhaften Aufstieg her und der Macht, die die Organisation nach ihrem Siegeszug durch zwei Staaten besitzt. Dass es so gekommen ist, hätte der Westen leicht verhindern können. Seine Ängstlichkeit aber hat ihn in die Irre geführt.

Die Deserteure nämlich, die nach Beginn der syrischen Revolution 2011 die Freie Syrische Armee gründeten, sahen sich ausschließlich als Beschützer der demokratischen Widerstandsbewegung gegen Baschar al-Assad.

Sie und die politischen Aktivisten, die sie verteidigten, hätten die Anführer einer jungen Demokratie sein können. Die westlichen Regierungen aber, abgeschreckt durch Fehlschläge im Irak und in Afghanistan, entschieden sich gegen die nötige Waffenhilfe für die Wohlgesonnenen. Ihre Angst: Waffen könnten „den Falschen in die Hände fallen“.

Angelockt vom Siegeszug

Die Folgen sind tragisch: Während die ängstlichen Demokratien ihre potenziellen Verbündeten im Stich lassen, bekommt der IS Geld und Waffen von reichen Islamisten in Golfstaaten wie Katar und Saudi-Arabien.

Angelockt von seinem beispiellosen Siegeszug strömen ihm seitdem allein aus Deutschland Hunderte zu – auch Deutschstämmige, die direkt in den Dschihadismus konvertieren. Jetzt bekommen wir es mit den Rückkehrern zu tun.

Loyale Moslem-Minderheit

Einen zuverlässigen Schutz gegen Pläne, die einzelne von ihnen haben mögen, gibt es nicht. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass Deutschland sich über eine der insgesamt wohl loyalsten Moslem-Minderheiten in Europa freuen darf, wie der Religionsmonitor der Bertelsmann-Stiftung gerade wieder gezeigt hat. Denn auch „unsere“ Muslime sind gegen die Gewalt kriegserfahrener Extremisten machtlos.

Wer also das nächste Mal fordert, Deutschland solle sich weniger im Ausland engagieren, muss sich klarmachen: Zurückhaltung um jeden Preis ist eine Option mit der man genauso leicht zum Verlierer werden kann, wie mit gedankenlosen Kriegszügen à la Irak. Die ermordeten Redakteure von „Charlie Hebdo“ sind der frustrierende Beweis dafür.

2 Gedanken zu „Wie wir dem IS auf die Beine geholfen haben

  1. ein appell an das wesen journalistischer tätigkeit:
    islamo-faschisten? was bitte soll das sein? bei dem is handelt es sich um ein regime, welches auf der basis einer sehr aggressiven und intoleranten auslegung des korans basiert und in folge dessen als theokratisch zu kennzeichnen ist. theokratische regime werden, genauso wie faschistische regime dem totalitären regimetypus zugeordnet, doch sind beide nicht identisch, auch wenn beide eine homogene identitäre gesellschaftsform zum ziel haben. dieses wird auch nicht durch die zusammenführung beider begriffe abgeändert. sie sind ein redakteur und haben damit einen informationsauftrag an ihre leser. ein informationsauftrag besagt aber auch, dass nicht fehlinformationen geliefert werden sollen. neben ihrem schwerpunkt islam ist von ihnen zu erfahren, dass weitere schwerpunkte bei den internationalen beziehungen und gesellschaft zu finden sind, doch wie kommt es dann, dass sie solch eine absurde begriffsschöpfung nutzen. auch sie schaden dem derzeitigen ansehen der presse durch solch oberflächliche und populistische fehlinformation. man kann ihren auftrag der informationsbeschaffung auch als bildungsauftrag verstehen, doch anscheinend ist ihnen in folge ihrer einbettung innerhalb der us-truppen die differenzierung abhanden gekommen, denn ihr artikel ist gekennzeichnet von einem aggressiven freund-feind-denken a la schmitt und huntington. das die bundesrepublik wesentlich früher politisch aktiv hätte werden müssen negiere ich nicht, doch ist dieser artikel „wasser auf die mühlräder“ demokratiefeindlicher bewegungen wie pegida, die ebenso eine homogenisierung der gesellschaft, als die sie sich auch wahrnehmen (s. z. b. „wir sind das volk“, obwohl sie doch nur einen bruchteil davon ausmachen und es korrekt bevölkerung zu heißen hat, da ansonsten auch exkludiert wird). bedenken sie bitte, und darauf hat ahrendt schon hingewiesen, dass die presse als 4.gewalt nur dann angesehen werden kann, wenn sie sich ihre objektivität bewahrt und sich nicht vereinnahmen lässt. embedded journalism ist die umkehrung von diesen prinzipien und die einbindung/einbettung des journalismus zur durchsetzung von politik unter ausblendung einer objektiven berichterstattung. und diese kennzeichnet sich auch durch die benutzung eindeutig konnotierter termini aus.

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    • Lieber Herr Fiebig,
      danke für Ihren Kommentar! Ich gebe zu, dass „Islam-Faschismus“ ein Neologismus ist, der je nach Verwendung fragwürdig sein kann. Sie werden aber sicher festgestellt, haben, dass ich eben gerade nicht den Islam als solchen in einen Topf werfe. Das IS rein theokratisch ist, wage ich zu bezweifeln – dann wären die Macher ja einfach nur „orthodoxe“ Muslime. Das sind sie aber eben gerade nicht: Allein angesichts der vielen „Neuerungen“ (vor allem Graumsamkeiten gegen andere) kann man von einer sehr weltlichen, aggressiv/brutal-gleichmacherischen – mithin faschistoiden – wenn auch theologisch verbrämten Theorie ausgehen.
      Dass dies alles Wasser auf die Mühlräder von Pegida sein soll, müssen Sie mir noch mal genauer erklären. Ich differenziere doch eben gerade in die faschistoide winzige Minderheit und die vielen anderen. Im übrigen werfen Sie da einiges durcheinander: Mein „embed“ hat mit all dem nur am Rande zu tun. Ist man embedded, gibt es nur ein Thema der Berichterstattung: Die, mit denen man embedded ist. Alles andere ist Schmu. Ich brauche übrigens auch keine US-Offiziere, um mir ein Bild vom Islam zu machen. Eher umgekehrt…
      Mit freundlichen Grüßen,
      Christian Kreutzer

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