„Bei Euch zählen sie auf hundert“

Ab heute melde ich mich für die kommenden vier Wochen aus Beirut. 

Erster Eindruck: Mahmoud (64) ist Sunnit und seit 43 Jahren Barkeeper – elf davon in Plochingen. Jetzt fuehrt er eine Bar, die einem reichen Drusen gehört. Ende Februar macht sie wegen Mangels an Kundschaft zu – zu viele neue Läden haben in Beiruts Schickimicki-Viertel Hamra aufgemacht.

Mahmoud hat noch keine Ahnung, wie es weiter geht. Er trinkt nie vor zehn Uhr abends, aber dann langt er schon hin. 

Whiskey – jeder mit ein bisschen weniger Wasser, als der vorige. Meine Drinks gehen aufs Haus. Nach dem dritten sind wir uns einig, dass ein vernünftiger Mensch heutzutage nur Agnostiker sein kann. Nach dem 5. Drink versagt meine Canon.

Mahmoud kennt eine Menge Leute. Zum Beispiel einen schwedischen Journalisten, der in die umkämpfte Grenzstadt Arsal will. „Ihr könntet ja zusammenfahren“, sagt Mahmoud, der in Plochingen „Mike“ hieß und hier der „General“ genannt wird, weil er so gut Darts spielt.

„Aber Vorsicht“, sagt Mahmoud / Mike / der General: „Die nehmen einen hier überall aus. Obwohl: Bei Euch Europäern zählen sie auf hundert, bevor sie ein krummes Ding drehen.“ Na denn Prost…