
Der Kölner Dom bei Nacht (Quelle: Wikimedia Commons )
„Sie waren wie eine Armee“, hat ein Kölner Türsteher wenige Tage nach der Silvesternacht gesagt. Wer vor Ort war, dem erschienen die Angriffe auf Frauen, die Diebstähle, die Gewalt wie ein Überfall aus dem Nichts. „Das ist die dunkle Seite der Arabellion“, sagte ein Geheimdienst-Analyst später bei einem Gespräch über die Hintergründe.
Was aber ist in dieser Nacht wirklich passiert? Wie kam es dazu? Wer waren die Täter? Und was bedeutet diese neue „Macho-Kriminalität“ (Christian Pfeiffer) für uns? Dazu konnten meine Kollegen und ich in den Tagen und Wochen danach eine Menge Informationen zusammentragen. Hier einige ausgewählte Geschichten und Interviews:
In dem Informations-Chaos nach Bekanntwerden der Silvester-Attacken konnten wir die ersten Augenzeugen präsentieren und deren Erlebnisse aufschreiben (ein gelinder Schock am Rande war die Bemerkung eines älteren Deutschen: „Wissen Sie, wenn ich die jungen Dinger sehe, wie die rumlaufen – die sind doch selber schuld….“):
„Sie waren wie eine Armee“: Wie ein Türsteher die Nacht von Köln erlebte
Relativ schnell fanden wir heraus, dass die Täter keine syrischen Flüchtlinge gewesen waren. Wir bekamen den ersten Hinweis darauf von einem User, einem gebürtigen Marokkaner. Er meldete sich bei uns mit den Worten: „Das waren alles unsere Leute.“ Ausgehend von seinen Aussagen recherchierten wir folgende Geschichte:
Erster Verdacht fällt auf Pseudo-Syrer aus Marokko und Algerien
Dann kamen andere User, die uns auf eine neue Fährte setzten: Wie und seit wann geben sich Nordafrikaner als Syrer aus? Klar ist, dass 2015 viele Menschen versuchten, auf dem syrischen Ticket einzureisen – selbst EU-Bürger. Ein marokkanischer Prediger aus dem Ruhrgebiet erzählte mir: „Neulich wollten wir ein Fest für syrische Flüchtlinge geben. Das war das letzte Mal, das wir das gemacht haben: Die Leute die kamen, waren aus allen möglichen Ländern, die Hälfte kam aus Bulgarien – nur aus Syrien war praktisch niemand dabei.“ Wir konnten über Youtube und mithilfe (echter) syrischer Flüchtlinge herausfinden, wie genau man sich eine syrische Identität zulegt:
So verwandeln sich Marokkaner in syrische Flüchtlinge
Die Frage musste kommen: Wer hat an Silvester versagt, als es darum ging, die Opfer auf der Kölner Domplatte ausreichend zu schützen? Ziemlich harte Kritik an der Polizei äußerte der Düsseldorfer Strafverteidiger Udo Vetter gegenüber meinem Kollegen Daniel Reviol:
Experte: „Die Polizei stellt das eigene Image über die Wahrheit“
Mir sagte ein Polizist in einem (anonymen) Interview, wie überlastet und hilflos sich die Beamten durch die Menge an flüchtenden Menschen fühlten:
Ein Polizist bekennt: „Wir sind immer noch in der Chaosphase“
Mit dem bekannten Kölner Erziehungswissenschaftler Ahmet Toprak sprach ich eine Woche nach Silvester darüber, welche Art Mensch die Täter wohl gewesen sein mögen und was solche wie sie von anderen Männern in islamischen Ländern unterscheidet. Hier seine Aussagen:
Experte Ahmet Toprak: „Das sind keine Männer sondern Pack“
Manche fühlten sich derweil berufen, das Gesetz in die eigenen Hände zu nehmen. In Köln wurde dabei Tage nach Silvester u.a. eine Gruppe pakistanischer Touristen verprügelt, weil die selbst ernannte Bürgerwehr zu blöd war, sich vorzustellen, dass es Unterschiede sogar unter dunkelhäutigen Menschen gibt. Welche Sorte Leute in solchen Gruppen mitmischen, hat mein Kollege Jörg Hofmann am Beispiel von „Düsseldorf passt auf“ recherchiert:
Umstrittene Düsseldorfer Bürgerwehr geht erstmals auf Streife
Ein Geheimdienst-Analyst – spezialisiert auf die islamischen Länder – stellte einen Augen öffnenden Zusammenhang zwischen den Silvester-Ereignissen und dem größeren geschichtlichen Umfeld her:
Übergriffe in Köln: „Das ist die dunkle Seite der Arabellion“
Meine Kollegin Evelyn Bongiorno-Schielke sprach im Frühjahr mit Christian Pfeiffer – Kriminologe und Sozialexperte. So klar wie er hatte uns bis dahin kaum jemand erklärt, mit welchem Phänomen wir es da zu tun bekommen:
Kriminologe Pfeiffer: „Migration führt immer erst einmal zu einer machobedingten Kriminalität“
Das waren bislang die wichtigsten Beiträge von t-online.de zum Thema. Köln wird uns weiter beschäftigen. Die Silvesternacht hat die Republik stark verändert. Besser geworden ist sie dadurch nicht – aber vielleicht etwas ehrlicher.